Aus der Schulgeschichte
Der oft zitierte Satz, dass die Kirche die Mutter der europäischen Schulen ist, hat auch für Wien seine Gültigkeit. Im 12. Jahrhundert entstanden hier die ältesten Pfarrschulen, die im Sinne des kirchlichen Bildungsauftrags eine erste Alphabetisierungswelle der Bevölkerung einleiteten. Der Schulbesuch war allerdings den Söhnen einer schmalen, privilegierten Oberschicht vorbehalten.
Die erste Wiener Pfarrschule war vermutlich jene von St. Stephan. Sie befand sich in der heutigen Schulerstraße und wurde 1237 erstmals urkundlich erwähnt. Ihre Gründung erfolgte möglicherweise aber schon bald nach der Weihe des Doms im Jahr 1147.
Ebenfalls für das frühe 13. Jahrhundert ist eine jüdische Schule am Judenplatz (damals Schulhof genannt) urkundlich nachweisbar. Sie bestand bis 1421, als die Wiener Juden auf Befehl Herzog Albrechts V. vertrieben bzw. auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden.
Ein erster Hinweis auf eine „Trivialschule“ am Judenplatz findet sich in einem amtlichen Schriftstück aus dem Jahr 1776. Mit unserer heutigen Privatschule hat sie allerdings nichts zu tun. Deren unmittelbare Vorläuferin wurde erst 1858 durch den aus Böhmen stammenden Lehrer und späteren Landesschulinspektor Johann Hermann in der Schulerstraße gegründet. Ab 1885 stand die Schule unter der Schirmherrschaft des Katholischen Schulvereins.
Notorischer Platzmangel machte in den folgenden Jahrzehnten mehrere Übersiedlungen nötig, ehe man 1930 am Judenplatz eine dauerhafte Bleibe fand.
Mit Beginn des Schuljahrs 1938/39 wurde die Schule – wie alle Privatschulen im damaligen Deutschen Reich – geschlossen. Das Gebäude beherbergte künftig eine Feuerwehrwache und ein Patentamt.
Die feierliche Wiedereröffnung der Schule erfolgte im September 1949 als katholische Privatschule für Knaben. Schulerhalter ist seit damals die Erzdiözese Wien.
Seit dem Unterrichtsjahr 1961/62 wird die Schule – wie schon in der Zwischenkriegszeit – koedukativ geführt.
Aus der Chronik
1237
erste Erwähnung der Pfarrschule St. Stephan im heutigen Curhaus (Stephansplatz 3)
1776
erster Hinweis auf eine Schule am Judenplatz
1859
Verleihung des Öffentlichkeitsrechtes
1949
der Unterricht beginnt wieder mit drei Klassen
1961/62
erstes Jahr der Koedukation
1986
Sicherung des Schulstandortes durch den Eigentumserwerb des Hauses durch die Erzdiözese Wien
2002
Erweiterung der Räumlichkeiten im zweiten Stock ermöglichen einen neuen Klassenraum, Neugestaltung der Direktion und des Lehrerzimmers
2005
Errichtung eines Turnsaals, einer Schulbibliothek und von Werkräumen im Dachgeschoß
2007
Neueröffnung des Kindergartens und eines Bewegungsraumes im ersten Stock
2008
Auszeichnung mit dem Gütesiegel „Zertifizierte begabungsfördernde Schule Wien”
2012
Im Erdgeschoss wurden neue Speisesäle und eine Küche, im Untergeschoss ein neuer Bewegungsraum und ein Spielezimmer errichtet.
2015 und 2018
Erneut Auszeichnung mit dem Gütesiegel „Zertifizierte begabungsfördernde Schule Wien“